Historische Mauern mit neuem Leben erfüllt

Im Jahr 1240 wurde zwischen dem Dom St. Petri und der Ortenburg ein Kloster gegründet. Obwohl dieses bei mehreren Bränden fast vollständig zerstört wurde, kann es nach einer...

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Im Jahr 1240 wurde zwischen dem Dom St. Petri und der Ortenburg ein Kloster gegründet. Obwohl dieses bei mehreren Bränden fast vollständig zerstört wurde, kann es nach einer denkmalgerechten Sanierung nun zu einer der schönsten Locations in der Bautzener Altstadt werden. Am Freitag, dem 1. Dezember 2017, wurde das Gelände feierlich übergeben.

An einer Tatsache hat sich auch nach den monatelangen Arbeiten nichts geändert: Wer das Gelände betritt, findet nach wie vor eine Ruine vor. Seit im Jahr 1598 eine gewaltige Feuersbrunst die Mauern überwältigte, sind nur noch Teile des einstigen Franziskanerkonvents erhalten. Die weitere Nutzung war nur noch bedingt möglich. In den letzten Jahren war das Areal maximal zum Tag des offenen Denkmals zugänglich. Inzwischen bröckelte auch noch das Gemäuer und der inzwischen private Eigentümer wäre mit einer Sanierung überfordert gewesen. Also erwarb die Stadt die Ruine und machte sich an die Arbeit. Was hat sich nun seit dem Baustart im Sommer 2016 verändert? Der Ruinenbereich wurde saniert und gesichert. Genau darin liegt der Wert der Maßnahme: Nun ist das Gelände auch für Besucher erlebbar.

Insgesamt wurden etwa 1.024.000 Euro investiert, um die Mönchskirchruine denkmalgerecht zu sanieren. Nach den Bauarbeiten finden Besucher die einzelnen Gebäudeteile nahezu unverändert vor. Mit Ausnahme der Querwand des ehemaligen Wohnhauses an der Ostseite des Mittelhofes blieb das Bestandsmauerwerk erhalten. Anhand der Aufzeichnungen des Historikers Dr. Fritz Rauda und der vorgefundenen Formsteine wurden die hierfür verwendeten Ziegel originalgetreu hergestellt. Es galt nicht nur, normalformatige Ziegel zu brennen. Besondere Anfertigungen wie Rippenziegel, Gewölbeanfänger oder Konsolsteine stellten die Verantwortlichen mitunter vor Herausforderungen. Zudem wurde während der Sanierung herausgefunden, dass das Material aus zwei unterschiedlichen Zeitepochen stammt: Einerseits aus der Phase vom 12. bis zum 15. Jahrhundert, andererseits aus dem Zeitraum zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert. Damals fanden übrigens Obdachlose Schutz in den Überresten des Klosters und errichteten spartanische Hütten.

Parallel zu den Arbeiten an den Höfen der Mönchskirchruine wurde auch der Wasserturm saniert, der ebenfalls zum Areal gehört. 1877 im Innern der Ruine errichtet, diente er dazu, dem erhöhten Wasserbedarf in der Altstadt gerecht zu werden. Bis zum Jahr 1979 hat der 39,4 Meter hohe Turm die Altstadt mit Trinkwasser versorgt. Auch nach der Sanierung des Bauwerks mit der markanten Holzverkleidung sind dessen äußeres und inneres Erscheinungsbild nahezu unverfälscht erhalten. Im Zuge der Baumaßnahmen wurde die Ziegeldeckung komplett erneuert. Zudem wurde die Holzverschalung teilweise ausgebessert und mit Leinöl farblich behandelt. Wie ältere Aufnahmen zeigen, thronte auf dem Wasserturm in der Vergangenheit eine Wetterfahne. Folglich wurde bei der Sanierung die 2,60 Meter hohe Spitze mit einer solchen ausgestattet. Außerdem wurde ein Turmknopf aufgesetzt. Dessen Inhalt dokumentiert die Phase der Sanierung für die Nachwelt. So wurden im Turmknopf aktuelle Euro-Münzen, Bauunterlagen und aktuelle Zeitungen verbaut.

Der Innenbereich des Bauwerks wurde mit dem Ziel saniert, die Attraktivität des Wasserturms für potentielle Veranstalter und Besucher zu erhöhen. So wurde eine Beleuchtung eingebaut, außerdem sind nun Anschlussmöglichkeiten für elektrische Geräte vorhanden. Zudem wurde im ersten Geschoss eine Toilette eingebaut, die den Besuchern des Areals bei Veranstaltungen oder Führungen zur Verfügung steht. Die technischen Anlagen im Inneren des Wasserturmes sind bei den Bauarbeiten weitgehend erhalten geblieben. Auch sie wurden aufgearbeitet und den Besuchern zugänglich gemacht. Bis zu 25 Personen können den Wasserturm fortan gleichzeitig besteigen. In der oberen Besucherebene können darüber hinaus kleinere Veranstaltungen durchgeführt werden. Für die Sanierung des Wasserturms wurden insgesamt etwa 670.00 Euro aufgewendet. Eine Förderung erhielt die Stadt Bautzen aus dem Bund-Länder-Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“.

Mit der feierlichen Einweihung am 1. Dezember 2017 wird das Areal der Mönchskirchruine zur Nutzung freigegeben. Damit auf dem Gelände künftig Veranstaltungen stattfinden können, wurden auch die Höfe mit einer Beleuchtung ausgestattet. Außerdem wurde der Ruinenbereich mit Strom, Wasser und Abwasser erschlossen. Insgesamt sollen sich im Mittelhof und dem Ruinenbereich bis zu 100 Personen aufhalten können. Denkbar ist es, Veranstaltungen wie Theateraufführungen, Marktgeschehen oder Hochzeiten im Mittelhof durchzuführen. „Veranstaltungen fast jeder Art sind hier vorstellbar“, betont Baubürgermeisterin Juliane Naumann während der Eröffnung. „Dieser Ort bietet neue Möglichkeiten in Bautzen etwas Besonderes zu erleben. Jeder der hier eine Veranstaltung durchführen möchte, kann sich unter der Rufnummer 03591 534-112 bei der Gebäudeverwaltung der Stadt Bautzen melden“.

Foto: Stadt Bautzen, André Wucht

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