Verein TanzArt gastiert in Indien

Die Freude in einem kleinen Ort im Osten Deutschlands könnte nicht größer sein: Von weltweit nur sechs Ensembles, die die indische Behörde für kulturellen Austausch zum Internationalen Tanz-...

5145
5145

Die Freude in einem kleinen Ort im Osten Deutschlands könnte nicht größer sein: Von weltweit nur sechs Ensembles, die die indische Behörde für kulturellen Austausch zum Internationalen Tanz- und Musikfestival im Januar in Delhi einlädt, wird eine Gruppe aus dem sächsischen Schirgiswalde-Kirschau anreisen und ihr Tanztalent in Delhi und Kalkutta beweisen. In dem 3000-EinwohnerStädtchen nahe Bautzen hat der Verein TanzArt e.V. eine bedeutende Plattform für professionellen Tanz im ländlichen Raum geschaffen. In einer Region, wo nicht wenige Menschen „Fremden“ eher ablehnend gegenüberstehen, setzen gut 170 Kinder, Jugendliche und Erwachsene ein Zeichen – sie lernen neben Tänzen vor allem Teamgeist, Gemeinschaft und immer wieder auch Kulturen aus aller Welt kennen. Für die Reise nach Delhi suchen die Jugendlichen jetzt finanzielle Unterstützung.

„Ich schreibe Ihnen, um zu erkunden, ob TanzArt gerne beim Festival teilnehmen möchte.“ Mit diesem unscheinbaren Satz beendete der indische Botschafter in Berlin, Gurjit Singh, sein Schreiben an Anne Dietrich und Jana Schmück, die beiden künstlerischen Leiterinnen eines einzigartigen Projekts für Kinder und Jugendliche in Ostdeutschland. „Und wie wir daran teilnehmen wollen!“, erinnern sich die beiden an geradezu überschwängliche Freude nach dem Lesen des Briefes. Denn obwohl das Projekt „TanzART – Atelier für Tanz, Bewegung und Kunst“ mit Hauptsitz im sächsischen Schirgiswalde-Kirschau erst seit zwei Jahren besteht und schon auf viele besondere Erlebnisse und interkulturelle Begegnungen zurückblicken kann, so ist die Einladung nach Indien doch der bisherige Höhepunkt. „Dass wir mit unserem semiprofessionellen Ensemble bei einem Großereignis für Profis auftreten können, ist eine besondere Ehre und Herausforderung für uns.“ Das Internationale Tanz- und Musikfestival in Delhi findet vom 13. bis 15. Januar im Kamani-Auditorium statt, einer der bedeutendsten Theaterhallen des gesamten Landes. Nur sechs Gruppen weltweit wurden eingeladen. „Und wir gehören dazu!“, freut sich Anne Dietrich. „Das ist eine riesengroße Motivation und Bestätigung nicht nur für unsere Arbeit, sondern für alle, die den Verein so lebenswert machen.“ Ihre Mitstreiterin Jana Schmück fügt hinzu: „Es ist wirklich unglaublich, dass wir vor so vielen Zuschauern aus aller Welt auftreten dürfen. Neben dem klassischen indischen Tanz werden wir vor allem den zeitgenössischen zeigen – das ist nach unserem Wissen dort bislang einmalig.“ Zum Festival werden etwa zehn Jugendliche reisen und bei mehreren Auftritten in Delhi und zudem in Kalkutta ihr Können zeigen, dass sie bereits in der Botschaft in Berlin, im Theater Bautzen oder auch im Grassi-Museum in Leipzig unter Beweis gestellt haben. Allerdings werden zwar die Kosten für Visa, Übernachtung, Verpflegung und den Transport im Land von der indischen Behörde ICCR finanziert, doch für die Flüge von und nach Indien müssen die Teilnehmer selbst aufkommen. Anne Dietrich gibt zu: „Das ist selbst für unseren Verein ein sehr großer Batzen von etwa 6000 Euro, den wir nur durch großzügige Spenden schultern können.“ Aber auch kleinere Beträge auf das Spendenkonto des Vereins (TanzArt e.V. Kirschau, IBAN: DE84 8555 0000 1002 0187 02, Verwendungszweck: Indien) würden die Jugendlichen der Erfüllung ihres Traumes einen wichtigen Schritt näherbringen. TanzArt (www.tanzart-kirschau.de) ist inzwischen über die Grenzen von Ostsachsen hinaus bekannt – nicht nur für das hohe künstlerische Niveau mit internationalem Standard. Geschätzt wird auch der interkulturelle und interdisziplinäre Austausch, der für Weltoffenheit und Toleranz steht. Anne Dietrich erklärt: „Wir versuchen immer wieder neue Wege zu gehen und gerade hier im ‚Niemandsland‘ qualitativ hochwertige internationale Kunstprojekte zu etablieren, die aber stets einen Bezug zu den Menschen vor Ort haben.“ Vor allem hat der Verein für die wirtschaftlich und politisch schwierige Region eine wichtige soziale, pädagogische, kulturelle und künstlerische Bedeutung. „Für viele Kinder aus sozial und politisch schwierigem Umfeld ist TanzArt oft das einzige Fenster in die Welt“, stellt Jana Schmück fest. Der Hauptsitz ist im „Friese“, einer ehemaligen Textilfabrik – an diesem und am zweiten Standort Bischofswerda tanzen gut 170 Kinder, Jugendliche und Erwachsene zwischen 4 und 50 Jahren.

Foto: Uwe Nimmrichter
Foto: Uwe Nimmrichter

Über TanzART – Atelier für Tanz, Bewegung und Kunst: Das Atelier TanzART ist eine Einrichtung, die im Jahr 2014 im Rahmen der Vereinstätigkeit von TanzArt e.V. entstanden ist – als Plattform für professionellen Tanz im ländlichen Raum Ostdeutschlands, zur Bereicherung des Kunst- und Kulturlebens in Sachsen, vor allem aber für einen interkulturellen und interdisziplinären Austausch. Gut 170 Kinder, Jugendliche und Erwachsene trainieren und treffen sich an den Standorten Schirgiswalde-Kirschau (Hauptsitz) und Bischofswerda. In der ehemaligen Textilfabrik „Friese“ am Hauptsitz haben zahlreiche Künstler und die größte private Galerie Sachsens ihre Heimstatt gefunden.

Informationen zu den Leiterinnen:

Anne Dietrich, diplomierte Kultur- und Tanzpädagogin wie auch freiberufliche Tänzerin, studierte u.a. den klassischen indischen Tanzstil Mohiniyattam an der weltweit bekannten Akademie „Kerala Kalamandalam“. Durch zahlreiche Performances bei namhaften Festivals und Konferenzen in Indien hat sie sich als Künstlerin in der indischen Tanzszene fest etabliert.

Jana Schmück ist ebenfalls Diplom-Tanzpädagogin, Tänzerin und Choreografin und performte u.a. bei Festivals in Ludwigshafen, bei Movimentos und den Ruhrfestspielen. Projekte führten sie zu renommierten Einrichtungen im Senegal, der Türkei und in Frankreich. Außerdem ist sie als Gastdozentin für Tanzpädagogik und Choreografie international tätig, u.a. an der Akademie Remscheid, Universität Bayreuth, University Asheville in den USA und Abidjan an der Elfenbeinküste.

Fotos: Uwe Nimmrichter

Schlagworte
WP Twitter Auto Publish Powered By : XYZScripts.com