Adblue-Versorgung: Nicht bis zum letzten Kilometer zu warten

Der BautzenerBote.de sprach mit dem Mineralölhändler und Transportunternehmer Stefan Lehmann aus Rodewitz über die AdBlue-Versorgung, Heizöl und Briketts. Guten Tag Herr Lehmann, der Herbst steht vor der Tür...

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Der BautzenerBote.de sprach mit dem Mineralölhändler und Transportunternehmer Stefan Lehmann aus Rodewitz über die AdBlue-Versorgung, Heizöl und Briketts.

Guten Tag Herr Lehmann, der Herbst steht vor der Tür und Deutschland erlebt massive Preissteigerungen bei den Energiepreisen. Wie schätzen Sie aktuell die Situation im Transportwesen ein? Rechnen Sie mit einem temporären „Blackout“ im Transportwesen? Die Auswirkungen wären doch für die Wirtschaft und den Verbraucher sicherlich fatal?

Im Moment rechne ich nicht mit Transportausfällen und hoffe das auch nicht für die Zukunft. Allerdings ist zum einen die Voraussetzung dafür, keine Abwanderung oder Arbeitseinschränkungen ausländischer Fahrer, wie zum Beispiel während des Lockdowns bei Corona oder jetzt für russische Fahrer oder russische Transportunternehmen durch den Ukraine-Krieg. Wir haben in Deutschland schon jetzt einen erheblichen Mangel an Kraftfahrern und da macht sich jede weitere unbesetzte Stelle bemerkbar. Ein weiterer Punkt ist die kontinuierliche Versorgung der Transportunternehmen mit Adblue. Wie Sie ja wissen, können die meisten LKWs ohne Adblue nicht fahren. Sollte es jedoch zu diesen Erscheinungen kommen, wäre das für Wirtschaft und Verbraucher fatal. Den Umstand, dass jedoch nicht alle Waren sofort geliefert werden können und verfügbar sind, haben wir ja schon jetzt. Eine Situation an die wir uns alle sicher gewöhnen müssen, alleine schon auf Grund des demographischen Wandels in Deutschland.

Mit welchen Auswirkungen wird noch zu rechnen sein, z.B. Kraftstoffversorgung für den ÖNPV oder Schulbusverkehr?

Zu dieser Frage kann ich keine Aussage treffen. Hier kommt es drauf, welche Prioritäten die Politik in diesem Falle legt und vorhandene Ressourcen dann verteilt werden.

Wenn die Kunden weniger kaufen können, dann bedeutet das Umsatzrückgänge für die Unternehmen. Wie schätzen Sie diese Situation ein?

Die Versorgungssicherheit mit Adblue, Kraftstoffen, Heizöl oder Briketts sind die eine Seite. Die andere und ebenso wichtige Seite ist die Bezahlbarkeit dieser. Wenn der Verbraucher nicht mehr in der Lage ist die hohen Preise zu zahlen, kommt es nicht nur zu Konsumverzicht, sondern auch zu hohen Zahlungsausfällen bei Unternehmen und Lieferanten. Dann würden nach den Verbrauchern auch die Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten kommen.

Die AdBlue Produktion wurde in Mitteldeutschland eingestellt. Wie lange werden die AdBlue Vorräte halten. Was raten Sie dem Endverbraucher?

Durch den Produktionsstopp bei der SKW, dem größten Hersteller von Adblue, wird es sicherlich Engpässe bei der Versorgung mit Adblue geben. Das merken wir jetzt schon in der Situation, dass die Lieferanten keine Neukunden mehr beliefern. Also ein Anbieterwechsel ist überhaupt nicht mehr möglich. Wie lange die Adblue Vorräte halten, hängt auch von dem Umstand ab, ob alle Lieferwünsche zu 100 % erfüllt werden. Also Lieferungen werden gekürzt oder limitiert. Wenn wir uns an den Herbst 2021 erinnern, da hatten wir schon das gleiche Problem mit Lieferengpässen von Adblue auf Grund der hohen Gaspreise. Also noch vor dem Ukraine Krieg. Wie vor einem Jahr werden sicherlich zuerst Probleme bei der Versorgung mit verpackter Ware auftreten und dadurch es dann eine verstärkte Nachfrage nach loser Ware geben. Durch diesen Umstand ist es dann auch möglich, dass Tankstellen bei loser Ware Adblue für ein paare Tage Leer gekauft sind. Man muss wissen, dass die Versorgung mit loser Ware in einem festen Rhythmus erfolgt und die Lagerkapazitäten an den Tankstellen eine feste Größe haben. Somit ist eine schnellere Versorgung oder eine Lieferung mit mehr Menge nicht möglich. Als Rat kann man hier nur geben, Adblue eher nach zu tanken und nicht bis zum letzten Kilometer zu warten. Somit ist man etwas flexibler, sollte Adblue an der Tankstelle nicht gleichverfügbar sein. Erstaunlich allerdings ist für mich, dass wir diesen Versorgungsengpass und deren Ursache seit über einen Jahr kennen und es trotzdem auf der politischen Ebene für mich keine erkennbaren Bemühungen zur Lösung gibt. Die stark gestiegen Gaspreise seit vorigen Jahr haben Ihre Ursache letztendlich in getroffenen politischen Entscheidungen.

Können noch alle Produkte wie Heizöl, Briketts und Flüssiggas in vollen Umfang geliefert werden oder gibt es Rationierungen?

Beim Heizöl sieht die Versorgungslage im Moment gut aus, jedoch bei weiterhin hohen Preisen und Lieferzeiten von ca. 3 Wochen. Es ist jedoch kein Geheimnis, dass in der Wirtschaft wieder Heizölanlagen zur Wärme- und Energiegewinnung reanimiert und aufgebaut werden, um sich so vom Gas etwas unabhängiger zu machen. Zum einen aus Kostengründen und zum andern, um einen kontinuierlichen  Produktionsablauf abzusichern. Dadurch kann man sicherlich in nächster Zeit eine höhere Nachfrage nach Heizöl erwarten. Was sich dann zum einen preislich bemerkbar machen wird und dann auch die Versorgung erschweren kann.

Das Brikettwerk in Schwarze Pumpe läuft auf Hochtouren und ist, soweit mir bekannt ist, an seiner Kapazitätsgrenze angekommen. Bestellungen von verpackter Ware werden seit Juli keine mehr für das Jahr 2022 angenommen. Bis zum Juli bestellte Ware zur Lieferung an den Endverbraucher werden zeitlich verschoben und in manchen Fällen auch gekürzt vorgenommen. Bei loser Ware sind Lieferungen weiterhin möglich, wenn auch zu stark gestiegenen Preisen und nicht immer zum gewünschten Termin. Wer noch Briketts für den Winter benötigt, sollte also mit loser Ware vorlieb nehmen. Im Bereich Flüssiggas kann ich Ihnen leider keine Antwort geben.

Vielen Dank für das Gespräch.

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