Man wird doch wohl noch fragen dürfen

„Wir bitten um Verständnis, dass wir die Bürger nicht fragen können, ob er mit dem oder jenen Flüchtling einverstanden ist.“ Was mich an diesem Satz stört, sind nicht...

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„Wir bitten um Verständnis, dass wir die Bürger nicht fragen können, ob er mit dem oder jenen Flüchtling einverstanden ist.“ Was mich an diesem Satz stört, sind nicht nur die grammatikalischen Fehler, sondern es ist die Überheblichkeit, mit der so von einer Behörde auf eine vielleicht etwas naive, jedoch durchaus legitime Frage geantwortet wird. Naiv deshalb, weil es sich herumgesprochen haben dürfte, dass hierzulande über das Wie und das Wo der Unterbringung von Asylbewerbern schon lange keine Diskussion mehr zugelassen wird. Erst einmal Tatsachen schaffen, das ist die Devise, beim Husarenhof in Bautzen und vielfach auch anderswo. Was danach kommt, sitzt man aus. Das Fell ist dicker geworden, das wurde sogar öffentlich zugegeben. Aber trotzdem: Man wird doch wohl noch fragen dürfen.

Der „Bautzener Bote“ hatte genau das im Bautzener Landratsamt getan – nachzulesen auf dieser Homepage unter dem Kennwort „Husarenhof“. Da gibt es noch mehr zu diesem Thema. In kurzer Zeit kam einiges zusammen. Denn die Einrichtung eines Flüchtlingsheimes mit 300 Plätzen am Käthe-Kollwitz-Platz überraschte die Anwohner des Stadtteiles ebenso wie die Mieter des dafür ausgewählten Gebäudekomplexes. Kurz vor Weihnachten hatte das Landratsamt den entsprechenden Vertrag mit dem Vermieter unterschrieben. Erst Tage später wurde die Öffentlichkeit informiert. Und damit in Kauf genommen, die Bürger vor den Kopf zu stoßen. Als Ausrede mussten die Feiertage herhalten. Als ob Landratsamt wie Stadtverwaltung keine Internetseiten für aktuelle Bekanntmachungen hätten.

Aber die Verhandlungen mit dem Vermieter sollten wohl nicht gestört werden. In einer Pressemitteilung der Stadt Bautzen von Ende Januar (!) wird das schließlich zugegeben: „Der Zeitpunkt der Unterrichtung der Öffentlichkeit habe unter anderem daran gelegen, dass der Eigentümer dies nicht gewünscht habe – er habe zunächst mit den Mietern sprechen wollen.“ Von wegen! Das sah in der Praxis dann so aus, dass diesen ohne Vorgespräche die Kündigung zugestellt wurde.

Kürzlich stellten sich Landkreis und Stadt aber doch noch den Fragen der Anwohner. Die kurzfristig notwendig gewordene Verlegung der Zusammenkunft  vom Souterrain des ehemaligen A & V-Geschäftes an der Jordan-Straße in den großen Saal des Theaters war ein Indiz mehr dafür, wie sehr man bis dahin die Problematik noch immer unterschätzt hatte. Geredet wurde übrigens viel, gesagt aber eher wenig. Wen wundert das, wenn man im Landratsamt meint: „Im Übrigen ist das Flüchtlingsthema derzeit allgegenwärtig. Daher kann und muss jeder Bürger damit rechnen, dass in seiner Nachbarschaft Flüchtlinge einziehen.“ Mit einem Schulterzucken werden die Sorgen der Bürger abgetan.

Also zu so viel Unverfrorenheit fällt mir nichts mehr ein. Zur Kundgebung der Initiative „Wir sind Deutschland“ an diesem Sonntag (7. Februar) ab 15 Uhr auf dem Bautzener Kornmarkt wird laut Ankündigung der Veranstalter auch ein Vertreter des Landratsamtes erwartet. Vielleicht erklärt dieser ja, wieso nicht das Landratsamt, das die Verantwortung für die künftigen Bewohner haben dürfte, den Betreiber des Flüchtlingsheimes aussucht, sondern der Besitzer des Objektes Husarenhof. Und was die ganze Geheimniskrämerei soll, wer das denn sein wird. Ich meine: Das wird man doch wohl noch fragen dürfen!

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