Budissa: Die ersten drei Punkte verschenkt

Es ist eine dieser Fußball-Weisheiten, dass sich über eine lange Saison hin alles irgendwie ausgleicht: Heute Glück und morgen Pech im Spiel, mal drückt ein Schiri ein Auge...

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Es ist eine dieser Fußball-Weisheiten, dass sich über eine lange Saison hin alles irgendwie ausgleicht: Heute Glück und morgen Pech im Spiel, mal drückt ein Schiri ein Auge zu, ein andermal pfeift er kleinlich. Auch für Budissa Bautzen in der Regionalliga gilt: Mal gewinnt man (eher selten), mal verliert man (passiert öfters). Aber in den beiden Heimspielen vor dem Fest haben bzw. hatten die Budissen – bei aller Nächstenliebe – nichts zu verschenken. „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ ist ein Adventslied, keine Spielanweisung.

Am vergangenen Freitag wurde das erste jener beiden für Budissa so wichtigen Spiele ausgetragen: Bautzen unterlag unter Flutlicht mit 0:1 gegen den ZFC Meuselwitz. Und dabei ging es nicht so knapp zu, wie das Ergebnis vermuten lässt. Leider. Das lag vor allem daran, dass der Bautzener Sturm eher ein laues Lüftchen war. Da wehte ja ein stärkerer Wind auf den Rängen! Torchancen? Fehlanzeige. Bei solchen Abläufen reicht schon ein Patzer in der Abwehr, um das Spiel zu verlieren. Jedenfalls lagen sich die Gäste nach dem Abpfiff jubelnd in den Armen. Wahrscheinlich hatten sie nicht damit gerechnet, in Bautzen so beschenkt zu werden. Drei Punkte, nett verpackt. Ob es für die Spieler von Budissa nun die Rute gibt? Für die zahlenden Besucher auf der Müllerwiese gab es an den Kassen übrigens Weihnachtsmänner aus Schokolade als kleines Präsent. So konnten sie wenigstens etwas mit nach Hause nehmen. Ob es aber dazu reichte, die Niederlage zu versüßen? Doch der Advent ist ja die große Zeit des Hoffens. Und die Kicker von Budissa Bautzen werden hoffen, dass es schon am kommenden Freitag besser läuft. Dann gilt es, gegen den VfB Auerbach zu bestehen. Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt, so heißt es bei Goethe. Warum sollte es das nicht mal in der umgekehrten Reihenfolge geben?

Die Bautzener erlebten so ein Wechselbad der Gefühle unlängst gleich an zwei aufeinander folgenden Spieltagen. Als in der Partie gegen Viktoria Berlin die Überlegenheit der Gäste kurz vor der Halbzeit immer drückender wurde, sehnte man den Pausenpfiff herbei. Und eigentlich waren die 45 Minuten plus Zugabe doch herum. Der Ball war auch aus dem eigenen Strafraum heraus geschlagen, den Angriff der Berliner unterbunden. Doch der Schiri sah das anders; statt des Abpfiffs fiel das 0:1 – auf Bautzener Seite waren ausnahmslos alle sauer auf Matthias Lämmchen. Zumal dieser bereits nach knapp einer halben Stunde Martin Hoßmang vom Platz gestellt hatte. Von da an stand er unter kritischster „Beobachtung“ des Publikums. Sagen wir so: Er agierte an diesem Tag nicht sehr glücklich. Dass die Budissen allen Widrigkeiten zum Trotz die Gäste auch in Unterzahl noch in Bedrängnis bringen konnten, war aller Ehren wert, doch letztlich wurde 1:3 verloren. Allerdings war Viktoria an dem Tag auch wirklich besser.

Bereits am Spieltag darauf musste Bautzen beim BFC Dynamo ran, also auswärts. Wer das Spiel gegen den damals Tabellenvierten am Ticker verfolgte, dürfte frühzeitig aufgestöhnt haben: Budissa lag bereits nach wenigen Minuten im Rückstand. Doch fast möchte man sagen: Die Bautzener brauchen das. Erstens neigen sie nicht dazu, frühzeitig zu resignieren. Zweitens will wohl ein jeder, der schon oft Pech hatte, das Glück mal erzwingen. Dabei ist es hilfreich, wenn man kurz vor dem Pausenpfiff eine Ecke zugesprochen bekommt, die keine war, wie die kurzen Spielausschnitte im Fernsehen später zeigten. Kleiner Vorteil, große Wirkung: Ein Schuss, der Ausgleich und Hoffnung für die zweite Halbzeit. In der dann tatsächlich das Spiel sogar noch gewonnen wurde. Diesmal enttäuschten die so oft geprügelten Budissen sich und ihre Fans also nicht. Zwei Tore, drei Punkte! Erster Auswärtssieg in dieser Saison.

Spätestens jetzt ist ein weiterer Fußballspruch fällig: In dieser Liga kann jeder jeden schlagen. Budissa war auch hin und wieder nahe dran, gegen die Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte für Überraschungen zu sorgen. Knappe Niederlagen und achtbare Unentschieden bringen jedoch keine oder nur wenige Punkte. Tja und dass Bautzen in der Pokalrunde dem Chemnitzer FC – nach 0:2-Rückstand und zwischenzeitlicher 3:2-Führung – erst beim Duell vom Elfmeterpunkt aus unterlag, wird kaum noch ein Trost sein, sollte Budissa die Spielklasse nicht halten können. Denn es kommt weniger darauf an, „jeden“ zu schlagen, sondern es muss vor allem gegen die Vereine der unteren Tabellenhälfte gepunktet werden. Der ZFC Meuselwitz und der VfB Auerbach, die beiden nächsten Kontrahenten, gehören zwar nur bedingt dazu, sind aber längst nicht aus dem Gröbsten heraus.

Gegen den ZFC Meuselwitz scheiterte dieses Vorhaben allerdings recht kläglich. Der große Wunschzettel, auf dem sechs Punkte aus den beiden Heimspielen standen, ist damit Makulatur. Doch eigentlich kann es jetzt nur besser werden. Zugegeben, ein schwacher Trost. Nun also der VfB Auerbach, wohl nicht nur vom Papier her der stärkere Gegner. Auch dieses Spiel auf der Müllerwiese findet an einem Freitag (16. Dezember) ab 18 Uhr unter Flutlicht statt. Auf den Zuspruch scheint das jedoch keinen großen Einfluss zu haben. Die 265 Besucher beim Spiel gegen Viktoria waren fast schon eine Beleidigung. Aber keine Ausnahme, wie sich zeigte. Vorigen Freitag bedankte sich der Stadionsprecher bei 267 Zuschauern. Es ist ein Jammer! (Zur Erinnerung: Gegen Neugersdorf waren es 1200 und die kamen wohl kaum alle aus dem Oberland.) Dabei braucht der Verein jeden Eintrittseuro. Schließlich wurde für die Saison mit ganz anderen Besucherzahlen kalkuliert. 

Budissa Bautzen hätte mit zwei Erfolgen zum Ausklang dieses Jahres (wobei das Spiel gegen Auerbach bereits zur Rückrunde gehört) vom Tabellen-Kellerkind zum hoffnungsvollen Anwärter (mehr noch nicht) auf eine Platzierung im Mittelfeld werden können. Die Konstellation war günstig. Doch statt den Rückstand auf Meuselwitz verringern zu können, ist der ZFC nach seinem Sieg erst einmal entwischt. Die Budissen müssen schauen, dass wenigstens Fürstenwalde und Luckenwalde in Reichweite bleiben. Ein Sieg gegen Auerbach ist deshalb bitter nötig. Sonst verblasst der Bautzener Hoffnungsschimmer ganz schnell.

Hans-Georg Prause

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