Bautzens Finanzchef geht in den Ruhestand

Michael Böhmer war 7 Jahre Kämmerer der Stadt Bautzen und 14 Jahre lang Bürgermeister für Wirtschaft, Finanzen, Bildung und Soziales. Mitte August verabschiedet er sich in den Ruhestand....

2767
2767
Michael Böhmer war 7 Jahre Kämmerer der Stadt Bautzen und 14 Jahre lang Bürgermeister für Wirtschaft, Finanzen, Bildung und Soziales. Mitte August verabschiedet er sich in den Ruhestand. Foto: Uwe Söder
Michael Böhmer war 7 Jahre Kämmerer der Stadt Bautzen und 14 Jahre lang Bürgermeister für Wirtschaft, Finanzen, Bildung und Soziales. Mitte August verabschiedet er sich in den Ruhestand. Foto: Uwe Söder

Am 17. August hat ein weiteres langjähriges Mitglied die Führungsriege des Bautzener Rathauses verlassen. Michael Böhmer, Bürgermeister für Wirtschaft, Finanzen, Bildung und Soziales, verabschiedete sich nach 21 Dienstjahren in den Ruhestand.

Michael Böhmer wurde 1948 in Bautzen als erstes von vier Kindern geboren. Sein Vater Erich dürfte vielen Bautzenern noch ein Begriff sein, er leitete fast 30 Jahre lang das Pflegeheim in der Seidau. Böhmer besuchte die Fichteschule und legte 1967 an der EOS „Friedrich Schiller“ das Abitur ab. Sein Traum vom Germanistikstudium ging leider nicht in Erfüllung, dafür studierte er an der Bautzener Ingenieurschule „Technologie des Maschinenbaus“. 1970 startete er eine Karriere im Bautzener Waggonbau, zunächst als Assistent des Haupttechnologen. In dieser Zeit studierte er Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Dresden und diplomierte 1977. In diesem Jahr übernahm er die Abteilung Ökonomie im Bereich Forschung und Entwicklung. 1984 wechselte der bekennende Katholik zur Katholischen Kirche und übernahm die Leitung der Bischöflichen Treuhandstelle für die Diözesen in der DDR. Er kümmerte sich um die sachlich und fachlich ordnungsgemäße Verwendung finanzieller und materieller Güter der Katholischen Kirche und war Mitglied des Vermögensverwaltungsrates des Bistums Dresden-Meißen. Im Zuge der Wiedervereinigung wurde diese Institution 1990 aufgelöst. In den folgenden zwei Jahren kümmerte sich Böhmer um den Aufbau einer Katholischen Akademie im Bistum Dresden-Meißen. Als eine Verlängerung des befristeten Vertrages ausgeschlossen wurde, ging er Ende 1992 in die Arbeitslosigkeit. „Diesen Umstand halte ich heute noch für eine meiner wichtigsten menschlichen Erfahrungen“.

Im Frühjahr 1993 beteiligte sich Michael Böhmer an einer deutschlandweiten Ausschreibung der Stelle des Kämmerers und erhielt den Zuschlag. Nach einer Einarbeitungszeit übernahm er mit dem 1. Januar 1994 die Verantwortung für die Finanzen der Stadt Bautzen. 7 Jahren als Kämmerer folgten zwei Wahlperioden als Bürgermeister. Nun ist er 67 Jahre alt und hat nicht erneut kandidiert.

Rückblickend freut sich Böhmer besonders über sein Verhandlungsgeschick bei den Eingemeindungen von Kleinwelka und Teilen von Kubschütz. Auch die Sonderaufgabe der Entschuldung des Industriegebietes Salzenforst brachte er zum Erfolg. Die Erweiterung der Firma Hentschke Bau ist seinem Engagement zu verdanken und auch die Privatisierung städtischer Aufgaben in die Beteiligungs- und Betriebsgesellschaft mbH hat er verhandelt. Dank der guten Zusammenarbeit mit dem Landkreis, speziell mit dem leider viel zu früh verstorbenen Beigeordneten Dr. Wolfram Leunert, verdankt Bautzen u. a. das Sorbische Schul- und Begegnungszentrum auf der Friedrich-List-Straße und die Förderschule für lernbehinderte Kinder. Ohnehin war Bildung eines seiner zentralen Themen: Kitas, Horte und Schulen befinden sich heute nicht zuletzt dank seines Einsatzes auf höchstem Standard. Enorme Anstrengungen steckte Böhmer in die Entschuldung Bautzens. Im Jahr 2000 stand die Stadt noch mit 42,1 Millionen Euro in der Kreide. Dieser Betrag ist fast komplett abgebaut, die Prokopfverschuldung auf 4 Euro gesenkt. Dadurch wurden Spielräume für zukünftige Entscheider geschaffen, die vielen anderen Städten längst nicht mehr zur Verfügung stehen.

Drei Dinge hätte Michael Böhmer am Ende dann doch gern noch zum Abschluss gebracht, belässt es aber nun bei den Vorarbeiten. Das ist zunächst die Einrichtung einer weiteren Grundschule, die aufgrund steigender Geburten notwendig geworden ist. Außerdem hätte er gern am Schützenplatz ein Mehrspartenzentrum mit Hort, Kindergarten und Krippe errichtet, das es ermöglicht, in der Förderschule auch Hauptschüler zu unterrichten. Die müssen derzeit nämlich noch mit dem Bus nach Kamenz fahren. Auch die städtischen Gymnasien hätte er inhaltlich stärker differenzieren wollen, um die 3 Gymnasien am Standort Bautzen besser für die Zukunft fit machen und nachhaltig erhalten zu können. Das überlässt er nun seinem Nachfolger. Imposanter Weise ist das sein eigener Sohn Dr. Robert Böhmer, der sich im Bewerberverfahren durchsetzen konnte und vom Stadtrat gewählt wurde.

Und was gibt er seinem Nachfolger auf den Weg? „Wir müssen junge Menschen in der Stadt halten und die Auflösungstendenzen im sorbischen Siedlungsgebiet stoppen“. Außerdem sieht er großes Potential in ausländischen Arbeitskräften. Wichtig sind natürlich eine solide Haushaltsführung ohne Neuverschuldung und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Landkreis. „Viele Menschen sind unzufrieden und wollen nicht sehen, dass Bautzen in der Erfolgsspur ist“, so Böhmer. Doch die Zahlen geben ihm Recht.

Michael Böhmers Ruhestandspläne nehmen inzwischen relativ klare Konturen an. Natürlich möchte er sich nun mehr Zeit für seine Frau nehmen und gemeinsamen Hobbys nachgehen: Walking, Radfahren, Reisen und im Winter Skilanglauf. Er freut sich aber auch auf seine bald 7 Enkelkinder. Unter seine berufliche Karriere zieht er einen klaren Schlussstrich und wer Böhmer kennt, weiß, dass der keine halben Sachen mag. Eine Verbindung, die sein ganzes Leben anhielt, möchte er gern beibehalten: den Vorsitz des Aufsichtsrates und der Gesellschafterversammlung des Pflegeheims in der Seidau. Zusätzlich denkt er aber auch über eine rein soziale Aufgabe nach, die er heute noch nicht genau benennen kann. Sicher ist aber, dass seine Bassstimme weiter dem Domchor zur Verfügung steht und dass man ihn bei den Heimspielen „seiner“ FSV Budissa auf der Müllerwiese treffen wird. Hier war er in den 70ern selbst bei der 1. Männermannschaft als Assistent der Erfolgstrainer Heldner und Blümel tätig. Es ist eine Verbindung in der Seele geblieben, wie es auch die Bindung zu seiner Heimatstadt Bautzen immer bleiben wird.

Schlagworte
WP Twitter Auto Publish Powered By : XYZScripts.com