Pyramidenzug in Cunewalder Kirche

Nachdem das alte baufällige Gotteshaus in Cunewalde weggerissen war, sollte eine neue Kirche so groß wie möglich entstehen. Als Bemessungsgrundlage galt die „halbe Seelenzahl“ von Cunewalde und Umgebung....

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Nachdem das alte baufällige Gotteshaus in Cunewalde weggerissen war, sollte eine neue Kirche so groß wie möglich entstehen. Als Bemessungsgrundlage galt die „halbe Seelenzahl“ von Cunewalde und Umgebung. Und so wurde im Tal zwischen den Bergen Czerneboh und Bieleboh so eine mächtige Kirche gebaut. Die Weber spendeten Geld und eine Lotterie wurde organisiert, damit allen Gläubigen ein Sitzplatz garantiert sei.

1817 sollen erstmals zu Heiligabend die Konfirmanden mit dreistöckigen Lichterpyramiden in die Kirche eingezogen sein, die das Gotteshaus hell erstrahlen ließen. Die Kirchgänger waren begeistert und  dieser Pyramidenzug wurde nunmehr Jahr für Jahr wiederholt. Die Pyramiden bestehen – anders als im Erzgebirge – aus gedrechseltem Lindenholz und haben keine Flügel, die Kugeln sind aus böhmischen Glas. Einst trugen 200 Konfirmanden die Pyramiden nach der Predigt durch das Kirchentor, heute sind es nur noch 35 Jugendliche. Die Pyramiden sind für diesen festlichen Anlass oft geliehen, manche auch ein Erbstück.

Am Vormittag des Heiligabends ist Probe, damit alles problemlos vonstattengeht. Nachmittags um vier beginnt der Gottesdienst mit der Predigt. Statt des üblichen Krippenspiels warten die Besucher dann auf die Ankunft der Jugendlichen. Die Streichhölzer werden entfacht und alle Kerzen angezündet. Für den Notfall stehen Feuerwehrleute mit nassen Decken bereit. Die Gemeinde singt: „Vom Himmel hoch, da komm ich her.“ Die Pyramidenträger stellen sich vor dem Altar auf. Die Kerzen vereinen sich zu einem beeindruckenden Lichtermeer. Nach einer knappen halben Stunde verlassen die Jugendlichen die Kirche wieder. Gesungen wird: „Oh, du fröhliche, oh, du selige, Gnaden bringende Weihnachtszeit.“

Die Cunewalder Kirche ist zu diesem Pyramidenzug immer bis auf den letzten Platz besetzt. Die Leute kommen aus dem Bautzener, Löbauer und sogar Dresdner Land.

Sie ist mit 2632 Plätzen zweifelsfrei die größte evangelische Dorfkirche in Deutschland. Der Pfarrer schrieb alle Landeskirchen an und ihm wurde bestätigt, dass es bundesweit in keinem Orte eine vergleichbar größere Kirche gibt.

Der Text wurde dem Buch: „Adventszauber in Sachsen“ entnommen. Das neue Weihnachtsbuch des Dresdner Autors Dietmar Sehn enthält Texte über ausgewählte Weihnachtsmärkte und schöne Ausflugsziele.

Adventszauber in Sachsen – erschienen im Sutton – Verlag, ISBN 9783963030307, 144 Seiten, Preis: 13.99 €

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