Stellenabbau bei Alstom in der Oberlausitz

Der französische Konzern Alstom plant nach übereinstimmenden Medienberichten einen Stellenabbau in der Oberlausitz. In Bautzen sollen 150, in Görlitz 400 Arbeitsplätze abgebaut werden. Deutschlandweit sind möglicherweise bis zu...

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Der französische Konzern Alstom plant nach übereinstimmenden Medienberichten einen Stellenabbau in der Oberlausitz. In Bautzen sollen 150, in Görlitz 400 Arbeitsplätze abgebaut werden. Deutschlandweit sind möglicherweise bis zu 1300 Jobs in Gefahr. Zu Beginn des Jahres 2021 erklärte der Konzern gegenüber der FAZ, dass es keinen Stellenabbau geben wird. Wenig später, im Frühjahr, streikten rund 300 Arbeiter in Bautzen und forderten höhere Löhne.

Alstom wies darauf hin, dass in neuen Arbeitsbereichen wie Software und Digitalisierung sowie bei Ingenieur- und weiteren Dienstleistungen auch bis zu 700 neue Stellen geschaffen werden sollen – etwa in Braunschweig, Berlin und Mannheim. Unabhängig davon komme man jedoch nicht um Einsparungen in der klassischen Produktion herum. Ziel sei es, wettbewerbsfähiger zu werden. Alstom starte dazu einen „kompakten Transformationsplan“.

Zum angekündigten Stellenabbau in den Alstom-Werken in Bautzen und Görlitz, ehemals Bombardier, äußerten sich mehrere Politiker.

Bernd Lange, Landrat des Landkreises Görlitz:
„Mit großer Verwunderung und Enttäuschung haben wir von den Plänen zum Stellenabbau in Görlitz und Bautzen erfahren und auch von der Art und Weise der Information an die Belegschaft. Der Abbau bedeutet einen massiven Verlust an Wirtschaftskraft und Fachkompetenz für unsere Region, die eine lange Tradition im Schienenfahrzeugbau hat. Parallel dazu sehen wir uns mit den Auswirkungen des Kohleausstieg konfrontiert. Ich fordere daher den Bund und das Land auf, sich dringend für den Erhalt der beiden Werke und der Arbeitsplätze einzusetzen, auch im Hinblick auf die Belastungen hinsichtlich des Strukturwandels. Wir müssen alles dafür tun, den Menschen vor Ort Zuversicht für die Zukunft zu geben, dazu gehören sichere Arbeitsplätze und neue Impulse.
Solch einen Impuls, ein vielversprechendes Schienenprojekt, haben wir dem Freistaat Sachsen bereits vor einem Jahr übergeben. Von ihm erhoffen wir uns eine Strahlkraft für die gesamte Region. Wir gehen davon aus, dass unter den gegebenen Umständen mit Hochdruck an der Umsetzung gearbeitet wird, um die Kompetenz in der Region zu halten.“

„Dafür habe ich kein Verständnis: Heute wurde bekannt, dass Alstom in Görlitz und Bautzen massiv Stellen streichen will. Das ist eine katastrophale Nachricht für die Menschen in der Lausitz. Für mich ist diese Entscheidung zum Abbau weder wirtschaftlich klug noch nachvollziehbar“, sagt Kathrin Michel, SPD-Bundestagsabgeordnete für die Lausitz.

„Fest steht: Die Entscheidung muss revidiert werden. Es braucht eine Lösung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in meiner Region. So etwas kurz vor Weihnachten anzukündigen, empfinde ich als äußerst unanständig. Auch das ist eine Frage des Respekts vor Ostdeutschland im Allgemeinen und der Lausitz im Besonderen“, so Michel.

Frank Peschel, AfD-Landtagsabgeordneter aus Bautzen erklärte:
„In erster Linie tun mir die Mitarbeiter leid, die kurz vor Weihnachten die traurige Nachricht erhalten haben. Ich hoffe sehr, dass die betroffenen Mitarbeiter schnell neue Jobs finden. Wenn man sich jedoch die Wirtschaftspolitik des Freistaats und den begonnenen Strukturwandel beim Kohleausstieg anschaut, dann bekommt man Angst um den
Wirtschaftsstandort Oberlausitz.“

Zum geplanten Stellenabbau bei Alstom sagt Oberbürgermeister Octavian Ursu: „Dass gerade jetzt, kurz vor Weihnachten, solche Entscheidungen bekanntgegeben werden, ist keine gute Unternehmenskultur. So geht man nicht mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern um, die teilweise seit Jahrzehnten das Werk Görlitz am Laufen halten und von denen tagtäglich Leistung und Loyalität erwartet werden. Hier stehen Menschen im Mittelpunkt, die Familien haben.

Dass es Alstom in Nachfolge von Bombardier offenbar nicht gelungen ist, ausreichend Aufträge zu akquirieren, ist trauriger Fakt und ein Management-Fehler, der nicht auf dem Rücken der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgetragen werden darf. An erster Stelle steht für uns der Erhalt der Arbeitsplätze hier am Standort Görlitz. Wir werden alle uns zur Verfügung stehenden politischen Mittel nutzen, um uns dafür einzusetzen. Dazu bin ich mit Ministerpräsident Michael Kretschmer und Wirtschaftsminister Martin Dulig bereits im engen Austausch.“

Bautzens Oberbürgermeister Alexander Ahrens erklärte: „Der geplante Abbau ist ein Schlag ins Gesicht der Region Bautzen und völlig unverständlich. Erst vor kurzem wurde das Werk in Bautzen mit einem hohen zweistelligen Millionenbetrag vollumfänglich aufgerüstet und zukunftsfähig gemacht. Zudem hat die Stadt mit öffentlichen Mitteln unter anderem des Freistaates Sachsen eine Brücke für den LKW-Verkehr zum Werksgelände gebaut. Jetzt – trotz guter Auftragslage und hoher Auslastungszahlen Stellenabbau vornehmen zu wollen, wäre ein katastrophales Zeichen für die Zukunft. Gerade auch in Hinblick auf den Strukturwandel und das geplante Logistikzentrum Süd mit neuem Gleisanschluss für Alstom ist der Standort Bautzen einer der zukunftsfähigsten.“ Direkt an Alstom gewendet hat der Oberbürgermeister einen Appell: „Ich erwarte eher ein klares Bekenntnis zum Standort als einen Abbau von Arbeitsplätzen.“

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