Wilde Früchte auf Schloss Rammenau

Kammerzofen zelebrieren Esskultur mit heimischen Wildobst Foto: Birgit Matuschewski Rammenau. (B.M.) Wild und fruchtig ging es daher am 18. Februar abends auf Schloss Rammenau, als die Kammerzofen zu...

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Kammerzofen zelebrieren Esskultur mit heimischen Wildobst

Foto: Birgit Matuschewski
Foto: Birgit Matuschewski

Rammenau. (B.M.) Wild und fruchtig ging es daher am 18. Februar abends auf Schloss Rammenau, als die Kammerzofen zu einem erbaulichen Candle-Light Dinner mit nächtlicher Schlossführung eingeladen hatten. Die Gäste wurden im wunderschön eingedeckten Gartensaal mit Sekt und einem orientalischem Liebesknochen mit gerösteten Pinienkernen von der Schlossleiterin Roswitha Förster und der Marketingverantwortlichen Renate Kaschmitzki in historischen Kammerzofenkostümen empfangen. Beide führten mit allerlei vergnüglichen Geschichten vom Hofe August des Starken und aus der über 300 Jahre währenden Geschichte der schönsten Landbarockanlage Sachsens durch den Abend. So erfuhr das interessierte Publikum, dass ein dicker Bauch und stattliche Waden von Reichtum zeugten und wer die am Hofe nicht hatte, musste mit Pappmaché nachhelfen und den selbigen eine stattliche Form geben. Das Menü stand unter dem Motto „Essen, um zu bewahren“, was sicherlich im doppelten Wortsinn gemeint ist. Zum Einen bemüht sich das Team um Roswitha Förster mit viel Engagement, das Schloss Rammenau als sächsisches Kulturgut zu erhalten, zu pflegen und zu präsentieren. Zum Anderen werden heimische traditionelle Gerichte mit viel Phantasie kredenzt. Für Letzteres legte die liebevoll gestaltete Speisekarte beredtes Zeugnis ab. Als Vorspeise Piccatastreifen vom Lausitzer Welsfilet mit Kartoffel-Feldsalat und Tomaten-Lauchvinaigrette, als Hauptgang Glasierte Rotwein-Rehkeule mit Kornelle-Mispelsoße und winterliches Wurzelgemüse und zum Nachtisch Gebackener Mohn im Glas mit Brombeerkompott, Vanillehalbgefrorenem und Schokolade. Nach dem Essen luden die Kammerzofen zu einem Rundgang durch die klassizistischen Salons des Barockschlosses ein. Mit Stolz präsentierte Roswitha Förster die Zimmer, die durch aufwändige Restaurierungen nach und nach ihre ursprüngliche Wandgestaltung wieder bekommen. Wunderschön das Humboldtzimmer, farbenfroh der chinesische Salon und geheimnisvoll die Bemalung im Treppenhaus, die durch geschickte Techniken eine ins Unendliche reichende Tiefe suggeriert.

Gast des unterhaltsamen Abends war Volker Umbreit von der Sornziger Wilde aus Mügeln, der zusammen mit seiner Frau den über vierzig Gästen längst vergessene und neu kreierte Wildobstarten als Fruchtaufstriche vorstellte. Die hatte sich der Koch für sein Menü schon im Vorfeld aus Sornzig kommen lassen, denn wilde Früchte spielten bei jedem Gang eine Rolle. Zwischen den Gängen konnten die Gäste die außergewöhnlichen Kreationen der Sornziger Wilde verkosten und so mancher nahm sich Vogelbeere, Kornelle, Maibeere, Sorbaronia, Zibarte, Mispel oder Cido im geschmackvoll gestaltetem Glas für den heimischen Frühstückstisch mit nach Hause. Und das wilde Früchtchen nicht nur schmackhaft, sondern auch ganz schön spannend sein können, bewies der Fruchtsachverständige bei seinem Vortrag mit dem Titel „Wild und wunderbar“ im Spiegelsaal. Er entführte das bedächtig lauschende Publikum auf eine Entdeckungsreise in die Welt alter und neuer Wildobstarten. Die werden seit über hundert Jahren im Garten des Klosters Marienthal angepflanzt und bewahrt. Wer hätte gedacht, dass die Vogelbeere oder Eberesche, der Heilige Baum der Germanen und heute Nationalbaum der Vogtländer, nicht nur eine wichtige Futterpflanze für 31 Säugetierarten, 72 Insekten und 63 Vogelarten ist, sondern auch einen sehr pikanten Fruchtaufstrich ergibt. Da war von der Kornelle, einer Hartriegelart, die Rede, der schon Hildegard von Bingen eine heilende Wirkung zusprach. Oder von der Maibeere, einer Heckenkirsche aus Sibirien, oder der Süßschlehe, einer Kreuzung aus Pflaume und Schlehe, oder der Mispelmarmelade, die schon Shakespeare in „Romeo und Julia“ und in „Was ihr wollt“ beschrieb. Interessant auch die Zibarte, eine Wildpflaumenart, die seit Tausenden von Jahren keine Kreuzung eingegangen ist, obwohl Pflaumen wie keine andere Obstart zur Bastardisierung neigen, und als Fruchtaufstrich mit einem besonders zarten Marzipan-Aroma besticht. Nach dem Vortrag fand auch der Rest der wilden Früchtchen in den Gläsern der Sornziger Wilde reichlich Abnehmer. Wer neugierig geworden ist, wie delikat Fruchtaufstriche aus alten und neuen Wildobstarten schmecken, kann sich informieren unter www.sornziger-wilde.de.

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