Wirtschaftslage angespannt – Aussichten getrübt

Nach einem Pressebericht der IHK Dresden kann sich die sächsische Wirtschaft auch im Herbst 2019 nicht dem deutschen und globalen Trend entziehen und verliert weiter an Schwung. Sowohl...

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Nach einem Pressebericht der IHK Dresden kann sich die sächsische Wirtschaft auch im Herbst 2019 nicht dem deutschen und globalen Trend entziehen und verliert weiter an Schwung. Sowohl die Einschätzungen zur Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate flauen deutlich ab. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der sächsischen Industrie- und Handelskammern, an der sich 1.805 Unternehmen mit mehr als 105.000 Beschäftigten beteiligten.

Der IHK-Geschäftsklimaindex, der die Einschätzungen zur aktuellen Lage und zu den Geschäftserwartungen gleichrangig berücksichtigt, fällt weiter von zuletzt 128 Punkten im Frühjahr 2019 auf jetzt 118 Punkte. Das ist der niedrigste Wert seit Herbst 2014.

Nur noch gut die Hälfte (53 Prozent) der sächsischen Unternehmen beurteilt ihre Geschäftslage als gut, während sie 10 Prozent als schlecht einschätzen. Der daraus resultierende Saldo fällt auf 43 Punkte (Herbst 2018: 58 Punkte). Für die nächsten zwölf Monate gehen 16 Prozent der Befragten von einer sich verbessernden Geschäftslage aus, 19 Prozent rechnen jedoch mit schlechteren Geschäften. Der Saldo der Erwartungen sinkt somit auf -3 Punkte (Herbst 2018: 12 Punkte) und liegt damit erstmals seit Jahresbeginn 2013 wieder im negativen Bereich.

Die Branchen

Die Stimmung in der sächsischen Industrie befindet sich im Sinkflug. Der Saldo der Lageeinschätzungen geht seit dem Höchststand Anfang 2018 (65 Punkte) kontinuierlich zurück, und beträgt aktuell nur noch 31 Punkte. Dafür verantwortlich dürften vor allem die rückläufige Umsatz- und Ertragsentwicklung sowie geringere Auftragseingänge aus dem In- und Ausland sein. Wenig zuversichtlich ist die Industrie auch bei den Geschäftserwartungen. Der Saldo sinkt binnen Jahresfrist von 13 auf -10 Punkte. Damit sind die Industrieunternehmen im Branchenvergleich am pessimistischsten.

Die Stimmung im Baugewerbe bleibt gut, obwohl die Lageeinschätzungen auf hohem Niveau leicht nachgeben. 70 Prozent der Bauunternehmen schätzen ihre Lage als gut ein. Beschäftigtenzahl, Umsätze, Auftragseingänge und Ertragsentwicklung sind per saldo positiv, sinken jedoch im Vergleich zum Vorjahr. Die Geschäftserwartungen gehen überwiegend saisonal bedingt zurück. Fast drei Viertel rechnen mit einer gleichbleibenden Situation, bessere oder schlechtere Entwicklungen halten sich die Waage. Der Fachkräftemangel behindert fast zwei Drittel der Bauunternehmen. Problematisch sind zudem steigende Rohstoffpreise.

Sachsens Dienstleister sind noch gut gelaunt. Als einzige Branche können sie im Vergleich zum Frühjahr eine leicht gestiegene Lageeinschätzung vorweisen. Die Branche hat weiterhin Personal eingestellt, die Ertragsentwicklung blieb unverändert positiv. Umsätze und Auftragseingänge stiegen, jedoch weniger stark. Auch die Geschäftsprognosen für die kommenden zwölf Monate sind besser als bei den übrigen Branchen, wenngleich sie gegenüber der Vorbefragung leicht sinken. 18 Prozent erwarten bessere Geschäfte, 15 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus. Es wird weiterhin mit einem Anstieg bei Umsatz und Beschäftigung gerechnet. Der Fachkräftemangel wird mit 54 Prozent als größtes Geschäftsrisiko bewertet.

Wie 2018 rutschen die Lagebeurteilungen im Einzelhandel auch in diesem Herbst wieder etwas ab, obwohl im Jahresverlauf mehr Unternehmen Umsatzzuwächse verzeichneten als Umsatzrückgänge. Jedoch verschlechterte sich die Ertragsentwicklung und die Beschäftigtenzahl stagnierte zuletzt. Trotz des bevorstehenden Jahresendgeschäfts zeigen die Prognosen nach unten. Nur noch 12 Prozent glauben an eine Verbesserung, 19 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung. Insbesondere wird mit weiter steigenden Online-Umsätzen zulasten der Umsätze im stationären Geschäft gerechnet. Trotzdem sollte es im stationären Einzelhandel zu einem leichten Beschäftigungszuwachs kommen.

Nach einer Erholung im Frühjahr ist die Stimmung im Großhandel derzeit wieder gedrückt. Obwohl die Umsatzentwicklung im positiven Bereich liegt und die Beschäftigtenzahl stieg, wird die Geschäftslage nur noch halb so gut bewertet wie in der Frühjahrsumfrage. Nach unten zeigt vor allem die Entwicklung der Erträge (-7 Punkte). Die Geschäftserwartungen sind ausgeglichen. Je 17 Prozent glauben an positive bzw. negative Veränderungen. Die Beschäftigtenzahl dürfte weiter steigen, wenn auch in geringerem Umfang als zuletzt.

Einen deutlichen Gang zurück schaltet auch das Verkehrsgewerbe. Der Saldo der Lageeinschätzungen liegt mit 33 Punkten ganze 19 Punkte unter dem Vorjahreswert (52 Punkte). Die Salden der Umsätze und Auftragseingänge sind in den negativen Bereich gerutscht (-2 bzw. -11 Punkte). Die Beschäftigtenzahl blieb stabil. Die Prognosen fallen ebenfalls gedämpft aus. Nur 15 Prozent rechnen mit einer Verbesserung, während ein Fünftel von einer Verschlechterung ausgeht. Insgesamt dürfte die Beschäftigtenzahl in der Branche etwa gleich bleiben.

Investition und Beschäftigung

Die verhaltenen Prognosen wirken sich auch auf die Investitionsneigung aus. Nur noch ein Fünftel der Unternehmen statt zuletzt ein Viertel plant steigende Investitionsausgaben. Jedes fünfte Unternehmen (19 Prozent) will seine Investitionen zurückfahren. 17 Prozent beabsichtigen binnen Jahresfrist überhaupt keine investiven Maßnahmen. Hauptmotiv für Investitionen bleibt mit Abstand die Ersatzbeschaffung (68 Prozent). Kostendruck dürfte ausschlaggebend dafür sein, dass Rationalisierung mit 33 Prozent als zweithäufigstes Motiv genannt wird.

Auch die Personalplanungen fallen im Vergleich zu den vorherigen Umfragen verhaltener aus. Zwei Drittel der sächsischen Unternehmen werden ihren Personalbestand in den kommenden zwölf Monaten voraussichtlich konstant halten, 18 Prozent planen einen Beschäftigtenzuwachs und 16 Prozent wollen ihre Mitarbeiterzahl reduzieren. Somit ist insgesamt mit einem merklich geringeren Beschäftigungszuwachs in der sächsischen Wirtschaft zu rechnen als in den vergangenen Jahren.

Risikoradar

Der Fachkräftemangel ist mit 55 Prozent noch immer das am häufigsten genannte Geschäftsrisiko (Herbst 2018: 61 Prozent). Darüber hinaus bereiten knapp der Hälfte der Unternehmen (49 Prozent) die Arbeitskosten Sorgen (Herbst 2018: 47 Prozent). 44 Prozent befürchten eine sinkende Inlandsnachfrage (Herbst 2018: 32 Prozent), die im Risikoranking vor die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (40 Prozent) auf Rang drei vorrückt.

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