Aussichten für 2022 deutlich verschlechtert

Lieferengpässe und die vierte Corona-Welle belasten Deutschlands Aufschwung. Er bekommt einen spürbaren Dämpfer, der Aufholprozess verschiebt sich um mehrere Monate nach hinten. Das IfW Kiel rechnet nun nach...

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Lieferengpässe und die vierte Corona-Welle belasten Deutschlands Aufschwung. Er bekommt einen spürbaren Dämpfer, der Aufholprozess verschiebt sich um mehrere Monate nach hinten. Das IfW Kiel rechnet nun nach einem Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 2,6 Prozent in diesem Jahr mit nur noch 4 Prozent (bislang 5,1) für 2022. Dafür wird es dann 2023 mit 3,3 Prozent (bislang 2,3) voraussichtlich steiler nach oben gehen. Die Inflationsrate dürfte in diesem und im kommenden Jahr bei über 3 Prozent liegen, das Haushaltsdefizit aufgrund einer Änderung der Regeln zur Schuldenbremse hoch bleiben.

Die Teuerung wird vorerst hoch bleiben, und die Inflationsrate dürfte sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr bei 3,1 Prozent liegen. Ursächlich sind zum einen Lieferengpässe, die weiterhin die Herstellungskosten erhöhen und das Konsumgüterangebot verknappen. Gleichzeitig haben die privaten Haushalte zusätzliche Ersparnisse in Höhe von rund 200 Mrd. Euro angehäuft und besitzen deshalb eine recht hohe Zahlungsbereitschaft. 2023 dürfte der Verbraucherpreisanstieg dann bei 2 Prozent liegen.

Besonders kräftig steigen die Baupreise. Sie dürften dieses Jahr um fast 8 Prozent zulegen, das wären rund 2 Prozentpunkte mehr als im Jahr 1992 nach der Wiedervereinigung. Auch in den beiden kommenden Jahren dürfte der Preisanstieg mit Raten von gut 5 bzw. gut 3 Prozent kräftig ausfallen.

Haushaltsdefizit auch 2023: Ampel setzt auf Schulden

Die öffentlichen Haushalte bleiben bis zum Ende des Prognosezeitraumes deutlich im Defizit, obwohl die Einnahmen kräftig sprudeln und die Steuereinnahmen bereits ihr Vorkrisenniveau überschritten haben. Das Defizit sinkt nach 3,8 Prozent in Relation zum BIP in diesem Jahr auf 1,8 Prozent im Jahr 2022, weil die Belastungen durch die Pandemie nachlassen. 

Auch 2023 werden die Haushalte voraussichtlich mit einem deutlichen Defizit von 1,4 Prozent abschließen. Der Schuldenstand liegt dann bei knapp 65 Prozent des BIP. Das Defizit wäre der Höhe nach ein Verstoß gegen die bisherige Schuldenregel. Daher will die Ampel-Regierung das Regelwerk ändern. Dann können über den Energie- und Klimafonds Kredite in Anspruch genommen werden, die ursprünglich zur Bewältigung der Corona-Pandemie genehmigt, aber nicht abgerufen wurden.

Gesamte Winterprognose des IfW Kiel

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