Offener Brief des SV Oberland Spree

Die Covid-19-Pandemie hat uns weiter fest im Griff und der seit 3 Wochen dauernde „Lock down light“ mit dem damit einhergehenden zweiten Trainings- und Spielverbot im Amateursport trifft...

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Die Covid-19-Pandemie hat uns weiter fest im Griff und der seit 3 Wochen dauernde „Lock down light“ mit dem damit einhergehenden zweiten Trainings- und Spielverbot im Amateursport trifft uns hart. Drei Wochen vorbei und keine Besserung ist in Sicht. Weder die Zahlen der Corona Infizierten gehen zurück, noch eine Öffnung des Vereinssportes nach dem 30.11.2020 ist perspektivisch in Sicht.

Es gibt keine Informationen oder zumindest für uns erkennbare Aktivitäten, geschweige denn Initiativen des SFV oder WFV zur Aufnahme des Trainings- oder Spielbetriebes. Der Vorstand und die Mitglieder des SV Oberland Spree fragen sich verstärkt, wo wir uns in der kommenden Zeit hinbewegen wollen? Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Wie geht es weiter mit dem Vereinssport, was wird mit den Kindern und Jugendlichen, welche uns anvertraut wurden, um deren Kompetenzen sowohl sportlicher wie auch sozialer Natur zu schulen. Wird das jetzt die Generation Playstation, geht diese Generation uns für immer verloren?

Am 02.11.2020 gab es in der Sächsischen Zeitung ein Interview mit dem Geschäftsführer des Westlausitzer Fußballverbandes. Als wir dieses Interview gelesen hatten, mussten wir feststellen, dass Lob für die eigenverantwortlich geleistete Arbeit der Vereine oder gar Rückendeckung für die Vereine anders klingt. Den Vorständen der ehrenamtlichen Vereine, welche eigenverantwortlich Hygienekonzepte erstellt haben, war und ist klar, wer die Verantwortung zur Umsetzung der selbst erstellten Hygienekonzepte zur Bekämpfung der Corona Pandemie hat. Ebenso lasten die Kosten für diese, egal ob Erstellung von Konzepten, Beschaffung von entsprechenden Materialien oder Umsetzung dieser, nur auf den Vereinen. Weiter war zu lesen „Vereine würden die Grenzen bei Zuschauern maximal ausloten, um es mal vorsichtig zu sagen“. Da stellt sich für uns die Frage, hatten die Vereine genehmigte Konzepte oder nicht? Unser Verein musste Zuschauer abweisen, weil die Anzahl der erlaubten Besucher erreicht war und hat dies auch entsprechend getan.

Auf der anderen Seite fragen wir uns aber, wieso Beiträge, Startgebühren oder Schiedsrichterkosten voll durch die Vereine weiterhin erbracht werden müssen, egal ob eingeschränkter Spiel- und Zuschauerbetrieb oder kein Spielbetrieb! Wo ist an der Stelle die Unterstützung oder zumindest ein entsprechendes Entgegenkommen seitens der Verbände? Man sollte doch bedenken, dass durch die Beiträge der Vereine die Angestellten des SVF oder WFV finanziert werden. Warum steht beispielsweise in solch einer schwierigen Zeit der DFB nicht den Vereinen und untergeordneten Verbänden zur Seite?? Der DFB, der reichste Fußballverband der Welt. Er lebt von der Arbeit der kleinen Vereine und wirbt fast jedes Jahr in der Bundesliga mit dem Spruch „Ehrenamt, das Rückgrat der Gesellschaft“. Ein Hohn wenn man das heute liest. Für unsere bezahlten Fußballer wird alles getan, um das Spielrecht aufrecht zu erhalten, aber für die Basis reicht es nicht mal für kostenlose Bälle im Nachwuchsbereich.

Es kommt die Zeit, und dazu muss man nicht prophetisch sein, da wird es an Nachwuchs fehlen und da werden wie jetzt schon, die Zuschauerzahlen (egal ob vor Ort im Stadion oder vor den Fernsehgeräten) bei den Spielen des Premiumproduktes Nationalmannschaft oder der Bundesligen noch weiter nach unten gehen. Sie brauchen sich darüber nicht zu wundern, eine Identifikation mit dem DFB oder der „Mannschaft“ wird für einen Amateursportler immer schwerer. Wir brauchen Verbände, die sich für die Basis stark machen und auch die Interessen der Amateurvereine gegenüber dem DFB vertreten.

Wie können wir den Kindern, Betreuer und Trainern erklären, warum dieselben Kinder, die früh gemeinsam im Bus in die Schule fahren und gemeinsam Unterricht haben, dann am Nachmittag auf den weitläufigen und gut gelüfteten Sportplätzen nicht zusammen Sport treiben dürfen? Kinder sich in Zukunft nur noch einen Freund zum Spielen aussuchen dürfen? Warum darf der Profisport ohne Zuschauer weiter stattfinden, aber beim Freizeitsport diese Möglichkeit keine Anwendung findet? Wieso hat man zu den Vereinen kein entsprechendes Vertrauen bei der Umsetzung der genehmigten Hygiene Konzepte um einen Trainingsbetrieb zu ermöglichen? Heißt es nicht, Bewegung und Sport ist gut die Gesundheit? Und gesellschaftliches Miteinander ist wichtig für die Entwicklung?

Wir haben versucht zu eruieren, wieviel Personen sich bei Sportveranstaltungen mit dem Corona-Virus infiziert haben. Leider haben wir dazu keine belegbaren Zahlen bzw. Studien gefunden. Für uns ein Zeichen, dass aktuell die Sportveranstaltungen im Freizeit- und Breitensport als „kein signifikanter Risikoinfektionsherd“ eingestuft werden. Wir verstehen nicht, warum Vereine mit genehmigten Hygienekonzepten und Umsetzung derer nicht trainieren können. In anderen Bundesländern ist das im Gegensatz zu Sachsen unter bestimmten Auflagen möglich.

Der Blick in die Zukunft macht uns schon jetzt betrübt. Denn auf das schon jetzt kaum geachtete oder geförderte Ehrenamt kommen weitere Probleme zu. Es ist schwer Leute weiterhin vom Ehrenamt zu überzeugen, wenn Sie gerade in der aktuellen Zeit merken, dass Ihr Leben auch ohne Ehrenamt mit mehr Freizeit sehr gut funktionieren kann. Die aufgebauten Strukturen und die Zusammenarbeit zwischen Schule, KITA und Verein gehen verloren.

Wie sollen in Zukunft Vereine die Verluste von Sponsorengeldern ausgleichen? Insbesondere die Unterstützung aus dem gastronomischen Bereich ist im ländlichen Bereich nicht unerheblich. Dagegen stehen steigende Ausgaben für Betriebskosten, Unterhaltung und sinkende Mitgliedsbeiträge auf Grund von Mitgliederschwund! Man merkt schon jetzt, dass das Interesse am Vereinssport oder Ehrenamt (egal in welchem Bereich) zurückgeht. So wichtig und dringend alle Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie auch sind, wir dürfen nicht alles so weit herunterfahren, dass sich nichts mehr bewegt, im wahrsten Sinne des Wortes.

Am Ende drei Fragen, die sicherlich alle Fußball-Vereine des SFV und WFV interessiert.

1. Wie sollen die Vereine das Nachwuchssoll in der Zukunft unter den veränderten Bedingungen erfüllen?

2. Wie soll das Schiedsrichtersoll durch die Vereine in der aktuellen Saison und in der Zukunft erfüllt werden?

3. Und vor allem liegt uns die Frage an Herrn Winkler vom SFV am Herzen: Wann findet denn der erste Vereinsstammtisch für ländlich geprägte Vereine statt? Das war ein Punkt aus unserer Zusammenkunft vor 2 Jahren, der uns weiterhin sehr bewegt.

Vor allem bei den ersten zwei Fragen, erwarten wir umsetzungsfähige Lösungsvorschläge des Verbandes. Das Androhen von Strafzahlungen, wie in den letzten Jahren, wird das Problem nur dahingehend lösen, dass sich immer mehr Vereine aus dem Spielbetrieb verabschieden werden.

Vereine sind nicht nur das Rückgrat der Gesellschaft, nein Sie sind der Kitt der Gesellschaft, der die unterschiedlichen Gesellschaftsteile zusammenhält. Und dieser Kitt wird im Moment porös und es besteht die Gefahr, dass vieles auseinander bricht oder sogar obsolet wird.

Geben Sie die ehrenamtliche geführten Vereine, dass betrifft alle Vereine unserer Gesellschafft, nicht auf! Wir brauchen jetzt Unterstützung und keine Empfehlungen oder Ratschläge. Ansonsten verändert sich das Ehrenamt schneller als uns allen lieb ist.

Vorstand SV Oberland Spree e.V.

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