Husarenhof in Bautzen abgebrannt und zerstört

In wenige Wochen sollten in diesem Gebäudekomplex am Käthe-Kollwitz-Platz in Bautzen die ersten von insgesamt 300 Asylbewerbern einziehen. Dazu wird es nun aber nicht kommen. In der Nacht...

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In wenige Wochen sollten in diesem Gebäudekomplex am Käthe-Kollwitz-Platz in Bautzen die ersten von insgesamt 300 Asylbewerbern einziehen. Dazu wird es nun aber nicht kommen. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag brannte das ehemalige Hotel „Husarenhof“. Der gesamte Dachstuhl wurde zerstört; nicht zuletzt durch die Löscharbeiten dürfte der Sachschaden im Inneren des Gebäudes ebenfalls beträchtlich sein.

Der folgenschwere Brand soll Presseberichten zufolge gegen 3.30 Uhr ausgebrochen sein. Mehrere Feuerwehren waren vor Ort, um zu löschen und eine Ausbreitung der Flammen zu verhindern. Das vom Landkreis Bautzen zur Unterbringung von Flüchtlingen angemietete Objekt liegt mitten im Wohngebiet zwischen mehrstöckigen Wohnhäusern und einem  Einkaufszentrum. Den ersten Informationen zufolge kamen keine Menschen zu schade.

Zur Brandursache gibt es nach so kurzer Zeit erwartungsgemäß noch keine Angaben. Erst nach Abschluss der Löscharbeiten – einige Feuerwehren waren auch in den Vormittagsstunden des Sonntags noch vor Ort – konnte mit den Ermittlungen begonnen werden. In den Medien wurde bereits wenige Stunden nach dem Brand von einem fremdenfeindlichen Anschlag auf das geplante Flüchtlingsheim ausgegangen. Für bundesweite Schlagzeilen sorgten Meldungen, dass Schaulustige die Löscharbeiten massiv behindert haben sollen. Die Polizei hatte drei Platzverweise ausgesprochen.

In den letzten Tagen vergangenen Jahres war öffentlich geworden, dass der Gebäudekomplex mit dem Hotel „Husarenhof“ eine Flüchtlingsunterkunft werden wird. Die Bürger wurden darüber per Pressemitteilungen informiert. Vier Wochen danach fand dann eine Anwohnerversammlung statt. Die ersten Asylbewerber sollten Mitte März eintreffen. Für den 10. März war vom Landkreis ein „Tag der offenen Tür“ für die Anwohner vorgesehen.

Hans-Georg Prause

Bildergalerie vor und nach dem Brand

 In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag brannte das ehemalige Hotel „Husarenhof“.
In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag brannte das ehemalige Hotel „Husarenhof“.

Pressemitteilung der Polizei Bautzen

In der Nacht zu Sonntag ist in Bautzen der Husarenhof am Käthe-Kollwitz-Platz abgebrannt. Beim Eintreffen von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei brannte der Dachstuhl des L-förmigen Hauses in voller Ausdehnung. Das Gebäude wurde zuletzt als Hotel genutzt und sollte zukünftig als Asylbewerberunterkunft dienen.

Die Feuerwehr war mit rund 70 Kameraden der Bautzener Berufsfeuerwehr sowie der Freiwilligen Wehren aus Stiebitz, Niederkaina, Wilthen, Bischofswerda sowie Bautzen-Mitte im Einsatz und verhinderte ein Übergreifen der Flammen auf angrenzende Wohnhäuser sowie Supermärkte in der engen Stadtbebauung. Der böige Wind erschwerte die Löscharbeiten.

Anwohner und auch einige teils alkoholisierte Schaulustige hielten sich im Umfeld des Käthe-Kollwitz-Platzes auf. Manche kommentierten das Brandgeschehen mit abfälligen Bemerkungen oder unverhohlener Freude. Die Polizei nahm die Personalien mehrerer Schaulustiger auf und erteilte Platzverweise gegen drei 19 und 20 Jahre alte Bautzener. Sie hatten die Arbeiten der Feuerwehr massiv behindert. Da die beiden alkoholisierten 20-Jährigen dem nicht nachkamen und Widerstand gegen die polizeilichen Maßnahmen leisteten, wurden sie in Gewahrsam genommen.

– 1. Fortschreibung – Bautzen, Käthe-Kollwitz-Platz, 21.02.2016, 03:35 Uhr

Nachdem in der Nacht zu Sonntag in einem ehemaligen Hotel am Käthe-Kollwitz-Platz in Bautzen ein Feuer ausgebrochen ist, dauern die Ermittlungen der Kriminalpolizei und des Operativen Abwehrzentrums der sächsischen Polizei unverändert an. Nach ersten Untersuchungen der Brandursachenermittler ist von einer vorsätzlichen Brandlegung auszugehen.

Am Vormittag hat die Feuerwehr den Brand vollständig abgelöscht und den Tatort an die Kriminalpolizei übergeben. Die Brandursachenermittler haben unverzüglich ihre Untersuchungen in dem Gebäude aufgenommen. Dabei kam auch ein Brandmittelspürhund zum Einsatz. Im Zuge dessen wurden Spuren von Brandbeschleuniger in dem Gebäude entdeckt.

Aus ermittlungstaktischen Gründen kann die Polizei zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine weiterführenden Details vermitteln, um den Vorgang des Ermittlungsverfahrens nicht zu gefährden. Die Untersuchungen der Kriminalpolizeiinspektion Görlitz und des Operativen Abwehrzentrums der sächsischen Polizei zum Verdacht der vorsätzlichen Brandstiftung dauern an.

Die in Gewahrsam genommenen beiden 20-jährigen Männer haben am Vormittag das Polizeirevier wieder verlassen dürfen. Sie wurden zeugenschaftlich zum Brandgeschehen befragt. In einem getrennt zu betrachtenden Strafverfahren wird gegen beide Männer wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt.

Der Tatort ist gegenwärtig weiträumig abgesperrt. Diese Absperrungen sind für die Untersuchungen der Kriminalpolizei unerlässlich, werden aber baldmöglichst auf ein Mindestmaß reduziert.

Zur Frage, ob das Gebäude wieder nutzbar gemacht werden kann, ist derzeit noch keine belastbare Auskunft möglich. (tk)

 

Ausssagen aus der Politik

„Ich bin schockiert, dass so etwas in Bautzen möglich ist. In den letzten Monaten wurde die Diskussion um die Unterbringung von Asylbewerbern fast ausnahmslos sachlich geführt. Was hier und heute geschehen ist, macht mich sehr wütend.“ Das bezieht er besonders auf den Umstand, dass die Kameraden der Feuerwehr von Schaulustigen verbal attackiert und teilweise sogar an ihrer Arbeit gehindert wurden. „Ein solches Verhalten finde ich einfach nur widerlich!“, so Bautzens Oberbürgermeister Alexander Ahrens.

„Ich bin zutiefst erschüttert“, sagt der Bautzner CDU-Wahlkreisabgeordnete Marko Schiemann, der sich heute Morgen selbst ein Bild vor Ort machte und mit den Einsatzkräften sprach. „Wir brauchen nun schnelle Klarheit darüber, wie es zu dem Feuer kam. Sollte sich herausstellen, dass hier Brandstifter am Werk waren, müssen die Täter schnellstens ermittelt und zur Verantwortung gezogen werden“, so Schiemann.

„Der Brand im Husarenhof zusammen mit johlenden Menschen ist eine Schande. Pegida, AfD, aber auch konservative Politiker, die Flüchtlinge seit Monaten nur als „Problem“, „Krise“ und „Belastung“ begreifen, haben für solche Gewaltexzesse den Nährboden bereitet. Es ist ein weiterer Beleg dafür, dass in Sachsen Pogromstimmung gegen Flüchtlinge herrscht.“ erklärt die Linken Bundestagsabgeordnete Caren Lay.

Die Bautzener CDU ist über den Brand am „Husarenhof“ in Bautzen bestürzt. „Es macht mich sprachlos, traurig und wütend, was hier in meiner Heimatstadt Bautzen in der vergangenen Nacht passiert ist“, sagte Matthias Knaak, Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes und der CDU-Fraktion im Bautzener Stadtrat.

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