Rumäniendeutsche Journalistin ist „Auslandsdeutsche des Jahres“

Von Anfang Juni bis Mitte Juli konnten Deutschsprachige in aller Welt darüber abstimmen, wer „Auslandsdeutsche des Jahres“ werden soll. Drei Frauen standen im Finale. Ausschlaggebend bei diesem internationalsten...

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Von Anfang Juni bis Mitte Juli konnten Deutschsprachige in aller Welt darüber abstimmen, wer „Auslandsdeutsche des Jahres“ werden soll. Drei Frauen standen im Finale. Ausschlaggebend bei diesem internationalsten deutschschsprachigen Wettbewerb war nicht die Schönheit der Teilnehmerinnen, sondern vor allem ihr Engagement für die eigene Kultur und für die Medien in der eigenen Muttersprache. Es konkurrierten eine Deutsche aus Frankreich, eine Deutsche aus Spanien und eine Rumäniendeutsche miteinander.

Nun ist die Auszählung abgeschlossen und das Ergebnis steht fest. Siegerin ist die Rumäniendeutsche Elise Wilk aus Kronstadt/Brasov in der sehr deutsch geprägten rumänischen Region Siebenbürgen. Sie erhielt rund 40% der etwa 9.100 abgegebenen Stimmen aus aller Welt. Besonders viele Stimmen kamen aus Deutschland, Osteuropa, Südeuropa und Österreich.

Die Siegerin Elise Wilk (37) leitet die Lokalredaktion der täglich erscheinenden „Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien (ADZ)“ in Kronstadt/Brasov. Außerdem ist sie erfolgreiche Autorin von Theaterstücken. Ihre Familie ist seit Jahrhunderten in Siebenbürgen verwurzelt. Die Region, zu der auch Kronstadt gehört, wurde ab etwa 1150 von Deutschen besiedelt und gehört heute zum Staatsgebiet Rumäniens. Von der deutschen Minderheit in Rumänien (dazu zählen hauptsächlich die Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben) wurde eine einzigartige deutschsprachige Infrastruktur aufgebaut – mit zahlreichen Vereinen, Schulen, Kirchen, Theatergruppen, TV-Programmen oder Zeitungen. Die Tageszeitung „ADZ“ konnte am Anfang dieses Jahres bereits ihren 70. Geburtstag in ihrer Bukarester Zentrale feiern. Elise engagiert sich neben ihrer journalistischen Abeit stark in der Minderheiten-Selbstverwaltung der Siebenbürger Sachsen und schreibt Stücke für rumänisch- und deutschsprachige Theater in ihrer Heimat. Mehrere davon wurden auch in andere Sprachen übersetzt, im Ausland aufgeführt und mit Preisen ausgezeichnet. Das Magazin „Forbes“ kürte sie 2014 zu einer von 20 Trendsetterinnen und Trendsettern Rumäniens. 2018 wurde sie von der Zeitschrift „Decat o Revista“ in die Liste der „100 Personen, die das Rumänien von morgen prägen werden“ aufgenommen.

Björn Akstinat, Leiter des Netzwerks der deutschsprachigen Auslandsmedien (IMH-Internationale Medienhilfe): „Dieser zweite Durchlauf des Wettbewerbs war wieder ein voller Erfolg. Er wird auch in Zukunft weitergeführt. Die Aktion soll speziell die weiblichen Mitglieder der deutschen Gemeinschaften und Minderheiten rund um den Globus für ihre bisherigen Aktivitäten belohnen bzw. für eine Mithilfe in deutschen Vereinen, Medien und sonstigen Institutionen motivieren. In vielen deutschen Institutionen im Ausland sind Frauen noch unterrepräsentiert. Ziel des Wettbewerbs ist außerdem, in Deutschland auf die großen kulturellen Leistungen und Traditionen der Auslandsdeutschen stärker aufmerksam zu machen. Viele Bürger der Bundesrepublik wissen so gut wie nichts von den deutschen Minderheiten weltweit, da diese im Unterricht der Schulen und Hochschulen zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen kaum thematisiert werden. Die rumäniendeutsche Journalistin und Theaterautorin Elise Wilk ist für den Titel „Auslandsdeutsche des Jahres 2019“ besonders geeignet und hat eine positive Vorbildfunktion für die Siebenbürger Sachsen in Rumänien. Heute leben noch rund 40.000 von ursprünglich 800.000 Deutschstämmigen in Rumänien. Die meisten sind nach Deutschland zurückgesiedelt. Elise Wilk ist bewusst in Siebenbürgen geblieben und hilft, die deutsche Kultur vor Ort lebendig zu halten. Dazu gehören das deutschsprachige Theaterleben und die deutschsprachige Medienszene mit IMH-Mitgliedspublikationen wie der „Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien“ oder der „Hermannstädter Zeitung“.“

Fotograf: Laura Capatana-Juller

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