Aufrecht stehen zwischen allen Stühlen

Von Hans-Georg Prause Es passt zu den Organisatoren von „Wir sind Deutschland“ in Bautzen, dass sie kein großes Aufsehen davon machen. Aber wenn sie am kommenden Sonntag, also...

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Von Hans-Georg Prause

Es passt zu den Organisatoren von „Wir sind Deutschland“ in Bautzen, dass sie kein großes Aufsehen davon machen. Aber wenn sie am kommenden Sonntag, also am 21. Februar, zu Fuße des Reichenturms um 15 Uhr ans Mikrofon treten, um die dort versammelten Bautzener zu begrüßen, dann ist das bereits ihre 10. Sonntagskundgebung. Ein kleines Jubiläum also.

Auf dem Hintergrund der kleinen Bühne wird wieder zu lesen sein: „Nicht ganz rechts – nichts ganz links, nicht ganz Gutmensch – nicht ganz Pack“. So sehr das bewusst ironisch formuliert ist, so ernst ist es allen, die da zusammen kommen: Sie machen sich Sorgen um ihr Land, sie kritisieren die Politik der regierenden Parteien, sie wollen darüber sprechen, was das für Folgen für ihr Leben hat. Sie nehmen bewusst in Kauf, sich damit zwischen alle ideologische Stühle zu setzen. Ihre Sache ist es eher, aufrecht dafür einzustehen. Damit auch die Stimmen jener gehört werden, die so oft abschätzig „besorgte Bürger“ genannt werden.

Mag sein, dass manch einer sich am Slogan „Wir sind Deutschland“ stört, weil er ihn zu anmaßend findet. Doch in Plauen, wo sich diese bürgernahe, den Parteien ferne Initiative meines Wissens erstmals zusammen fand, kommen Tausende zu deren Kundgebungen. Das stärkt auch das Selbstbewusstsein der Bautzener, selbst wenn es hier nur wenige Hundert sind. Begonnen hatte es Mitte November, damals noch auf dem Postplatz und von Spaziergängern eher mitleidig belächelt. Inzwischen trifft man sich auf dem Kornmarkt und wird durchaus beachtet. Glauben sie mir, es beginnt manchmal damit, dass man dort eher zufällig bei einem Nachmittagsbummel stehen bleibt, nur um in den Wochen danach ganz bewusst zu dieser Versammlung zu gehen.

Der wachsende Zuspruch macht auch souveräner. Wenn die lokale „SZ“ eine Sonntagskundgebung für Sonnabend ankündigt, wie unlängst geschehen, war das den trotzdem Anwesenden zwar einen kleinen Lacher wert, doch keiner unterstellte irgendeine Absicht. Nein, das Wort „Lügenpresse“ fiel nicht. Keine Fahnen und Plakate, keine Parolen oder Provokationen bei diesen Veranstaltungen, darauf hat man sich geeinigt. Dafür begleitet ermutigender Beifall jene, die sich auf die Bühne stellen, um mit ihren eigenen Worten offen und öffentlich zu sagen, was ihrer Meinung nach falsch läuft in diesem Lande.

Durchaus beifällig wurden am 7. Februar  auch die Ausführungen von Udo Witschas, 1. Beigeordneter und Stellvertreter des Bautzener Landrates, aufgenommen. Der ehemalige Bürgermeister von Lohsa,  erst wenige Wochen in Amt und Bürden, war einer Einladung der Organisatoren gefolgt. Wie er mit klaren Worten, konkreten Zahlen und ohne Ausflüchte die Fragen zu den Auswirkungen der Flüchtlingskrise auf den Landkreis Bautzen beantwortete, fand allgemeinen Zuspruch. Etwas nun besser zu verstehen, heißt aber nicht, damit einverstanden zu sein.

Dass noch mehr Flüchtlinge kommen werden, ist abzusehen. Doch wenn sie dann alle untergebracht sind,  wie sieht es mit ihrer Integration aus? Das ist wahrlich nicht die einzige, aber eine sehr entscheidende Frage. Und die stellt sich jetzt schon. Deshalb sollten öfters Abgeordnete aus der Stadt und dem Landkreis,  leitende Mitarbeiter der kommunalen Verwaltungen und von lokalen Behörden zu den Sonntagskundgebungen der Initiative „Wir sind Deutschland“ in Bautzen sprechen. Eine Gelegenheit zum Kennenlernen gibt es bereits am 21. Februar, 15 Uhr.

Mehr Infos: wirsinddeutschland-bautzen.de

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